Bettina Diel, Marco Fedele di Catrano, Jan Hostettler, Matthias Liechti, Sandra Kühne, Anja Schori, Marco Scorti, Pascal Sidler, Patrizia Vitali
19. – 20. November
Tart Galerie, Zürich
Kunst lässt sich schwer beschreiben, aber immer wieder erkennen. Kunst sieht immer aus wie Kunst. Und eine Ausstellung immer wie eine Ausstellung. Natürlich unterscheidet sich die Kunst in ihrer Form, doch bleibt ihrem übergeordnetem Bereich treu: Malerei, Skulptur, Video, Fotografie, Installation, Performance. Auch der äussere Rahmen bleibt erkennbar: Eine Ausstellungsfläche in einem Museum sieht aus wie eine Ausstellungsfläche in einer Galerie sieht aus wie eine Ausstellungsfläche auf einer Messe sieht aus wie eine Ausstellungsfläche einer Biennale. Das ist den meisten Menschen bewusst, denn sie haben sich auf das Spiel eingelassen, dass ein Kunstwerk von äusseren Faktoren abhängt, die sich ständig zu wiederholen scheinen: einen Raum (Museum, Galerie etc.), der sie zum Kunstwerk erhebt, einen Auserwählten, der das Werk zur Kunst ausruft (Kurator, Galerist etc.) und einen Künstler, der als Produzent hinter dem Werk erkennbar wird.
«Every Art Work can be famous for 24 hours» beschäftigt sich mit diesem immer wiederkehrenden Kunstszenario. Gleich dem Ausdruck «In the future, everyone will be famous for 15 minutes» der von Andy Warhol geprägt wurde und ursprünglich vom Philosophen Marshall McLuhan stammt, bezieht sich die Ausstellung auf die Flüchtigkeit von Bekanntheit, Ruhm, Bedeutung und die Ablenkung und Schnelllebigkeit auf neue und weitere Kunstwerke, sobald die Aufmerksamkeitsspanne des Betrachters erschöpft ist. Zu dieser Ausstellung lädt die Kuratorin Patricia Bianchi zehn KünstlerInnen ein, die sich in ihrer künstlerischen Tätigkeit mit unterschiedliche Inhalten, Vorgehens- und Arbeitsweisen auseinandersetzen. Im Vorfeld kaufte die Kuratorin in verschiedenen Brockenhäusern in Zürich und Umgebung nach Belieben Bilder, die sie je nach persönlichem empfinden, gefallen und subjektiver Wahrnehmung ausgewählt hat. Diese zehn Werke verloste die Kuratorin an die teilnehmenden KünstlerInnen mit der Aufforderung, damit etwas zu kreieren und diese Objekte als Ausgangslage und Inspiration zu verwenden. Die neuen Kunstwerke werden für 24 Stunden in der Tart Galerie gezeigt und erhalten somit die Möglichkeit in diesem Zeitrahmen eine Berühmtheit zu erlangen. Schafft es das einzelne Kunstwerk nicht, in 24 Stunden bekannt zu werden, wird es an den Ort zurück gebracht, wo es vorher gekauft wurde – ins Brockenhaus.
Das Konzept und dieser Vorgang wurde von den Künstlern teilweise als „Aufgabe“ bezeichnet und führte rasch zu Diskussionen und Ratlosigkeit, ob das Original noch physisch letztendlich im Ausstellungsraum vorhanden sein muss. Konsequenterweise hätte man einfach das Originalwerk in den Galerieraum hängen müssen. Nur schon der Ort des Galerieraumes macht die neue Ästhetik der Kunstwerke zur Ware, die weisse Wand verwandelt alles was auf ihr erscheint und ändert die Bedeutung. Die Überlegungen der Kuratorin mit der Ausstellung mögliche Diskurse über Autorschaft, wiederkehrende Kunstszenarien, Berühmtheit und Aufwertung von Werken aufzugreifen standen damit nicht unbedingt im Vordergrund. Eher die Frage nach: wie kann man diese Vorgehensweise als KünstlerInn annehmen und mit der eignen Praxis verbinden? Die Ausgangslage blieb für alle KünstlerInnen gleich, aber der Spielraum wurde im Prozess der Vorbereitung für die Ausstellung erweitert – dabei können formale und inhaltliche Beschäftigungen mit dem Originalwerk zum Tragen kommen oder ebenso ganz neue Werke entstehen.
Fotos: © Bettina Diel