Marco Nicolas Heinzen, Maya Rochat und Chris Zumstein
9. – 24. Oktober 2014
well, Zürich
Ein gesamtgesellschaftlicher Nutzen von Kunst & Kitsch kann darin bestehen, mehr Menschen zum kreativen Sehen, Denken und Interpretieren einzuladen, statt plakativ kryptisch zu sein. Elemente des Kitsch könnten Kunst leichter zugänglich machen, ohne sie deswegen zwangsläufig intellektuell zu entwerten. Geht es darum Kitsch einzuordnen, befindet man sich stets auf einer Gratwanderung. Die Wirkung des Kitsches geschieht durch den Betrachter, genauer durch seine Wahrnehmung, und der dadurch entstehenden subjektiven Weltgliederung. Kitsch kann einerseits Provokation ausüben oder Verzückung erzeugen. Entscheidend ist bei der individuellen Beurteilung des Dargebotenen letztendlich der Geschmack und der jeweilige Kontext, in dem erlebt wird.
„Kitsch ist Erfahrung aus zweiter Hand, vorgetäuschte Empfindung“, schrieb der Kunstkritiker Clement Greenberg. Kitsch ist unwahr, Kitsch verblödet, Kitsch bestätigt den Menschen nur, er bietet ihm nichts, was er nicht schon kennt.
Die eingeladenen Künstler beschäftigen sich mit Stereotypen und Klischees. Oft sind in ihren Fotografien, Performance und Malereien symbolisch aufgeladene Darstellungen erkennbar. Die geistreiche satirische Verzerrung von Inhalten, Themen oder Motiven steht im Vordergrund.
„Bat Cat“ und „Sea Horse“ von Marco Nicolas Heinzen sind realistische und figurative Malereien, die auf digitalen Bildern aus dem Internet basieren. Dabei hinterfragt er das nicht Authentische, das nicht Neue, das Gestanzte und Schablonenhafte, das Oberflächliche und Schwülstige und verbindet die Schnelllebigkeit der Internetbilder mit der klassischen Malerei.
Maya Rochat beschäftigt sich mit symbolisch aufgeladenen analogen wie digitalen Bildkompositionen. Als Ausgangspunkt dient dabei ihr unmittelbares Umfeld. Porträts von Freunden, Landschaftsaufnahmen und Oberflächen verschränken sich in dichten, intimen Bildtexturen. Die Ausgewählten Fotografien aus der „Crystal Clear“- Serie zeigen bitter-schöne fotografische Universen, die sich jeglichem Interpretationscodes entziehen und schonungslos an gewohnte mediale Schönheitsbilder und Klischees erinnern.
„Homophobie ist so schwul. Wie es scheint ist die Welt noch nicht bereit. Bei all den Waffen und der Schwerindustrie, dem heutigem Stand der Technologie, bei all unserem Wissen über Physik und der Chemie, der Mathematik und der Biologie. Besteht ein Mangel an Philosophie, an Harmonie, an Lebensfreude, an Akzeptanz und Fantasie. Niemand spricht über seine Homophobie. Ich Frage mich, wie fing dass alles an? Ich war ein Opfer in meiner Haut, als ich herausfand wie ich bin. Sie haben mir meine Sicherheit geklaut und Spielen weiter Macht Monopoly. Für alle Menschen mit Vorstellungskraft, neben unseren Visionen steht die Realität. Lehrer und Erzieher versuchten uns zu Brechen. Auf dem Pausenplatz allein gelassen. Was Gestern noch nicht war, ist jetzt längst existent. Den Geist ist nie von der Materie getrennt. Wollten uns beibringen die Geschichte und Fehler unseren Eltern zu Kopieren. Auch mir ist klar. Die Welt ist nicht konstruierbar. Doch Menschen, sind und waren noch nie reproduzierbar.“
Zitat Chris Zumstein
La deutsche Vita ist eine Zusammenarbeit von Patricia Bianchi, Sébastien Peter und well.
Fotos: © Bettina Diel